Von der Buchidee zum Bestseller

Autorenratgeber - das Manuskript im Verlag

"Ganz oft werden Autorenratgeber von Autoren geschrieben, deren eigene erfolgreiche Buchveröffentlichungen (abgesehen vom erwähnten Autorenratgeber) verzweifelt gesucht und nicht gefunden werden. Dieses Buch ist so, als schreibe der Personalchef einen Bewerbungsratgeber. Denn als ehemaliger Lektor und heutiger Inhaber der "Buchplanung" (eine der grauenvollsten Webseiten, die ich je gesehen habe: www.buchplanung.de) verfügt er über langjährige Erfahrung, kennt die meisten Autorentypen und deren Schreibverhalten und kennt sich natürlich auch mit der Verlagslogistik bestens aus.

Eben dies ist auch das Hauptthema des Buches. Hier findet der Leser verhältnismäßig wenig Tipps dazu, wie erfolgreiche Bücher geschrieben werden. Meynecke beschreibt dagegen im Detail, wie ein Manuskript optisch gestaltet werden sollte damit es vom Lektor beachtet wird, erklärt besonders intensiv wie die Vertragsverhandlungen ablaufen, was ein Autor auf der Buchmesse verloren hat und welche Stationen das Buch im Verlag absolviert. Er erklärt plausibel, wieso Ablehnungen vom Lektor nicht diskutiert werden, wo die Fehler liegen könnten und wie man mit diesem Rückschlag umgeht, interessant ist auch welchen Einfluss die Vertreter auf die Veröffentlichung eines Buches haben. Mit dem Inhalt des Manuskripts befassen sich dagegen nur drei oder vier Unterkapitel.

Im Grunde ist das gut so, denn das erledigen ja zahlreiche andere Ratgeber auf mehr oder weniger zufriedenstellende Weise. Trotzdem ist der Titel "Von der Buchidee zum Bestseller" falsch gewählt, denn er verspricht mehr als die reine Beschreibung von Vertragsverhandlungen und verlagsinternen Abläufen. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die erste Auflage 1991 gedruckt wurde. So ist diese Ausgabe zwar überarbeitet, dennoch ist so manches antiquiert - etwa die Diskussion, ob man heutzutage mit PC oder Schreibmaschine schreibt, oder dass neuerdings auch Disketten (was ist eine Diskette?) zum Lektor geschickt werden. Aber dazu passt wiederum die Umschlagabbildung sehr gut: antiquarische Bücher mit angestoßenen Ecken, die im diffusen Licht vom Himmel fallen - auch das sollte mal überarbeitet werden.

Dennoch ist dies ein Werk, das einen sehr realistischen Zugang zum Buchgeschäft bietet - manch einer wird beim Anblick der durchschnittlich zu erwartenden Autorenhonorare von der Idee der Schriftstellerei ablassen. Eines wird ganz deutlich: Ein Verlag ist kein verträumter Künstlerverein, sondern ein durchstrukturiertes Unternehmen, das Profit machen will. Und der unbekannte Autor sollte gleichfalls kein weltfremder Literat sein, wenn er einen Bestseller produzieren will. Nicht von ungefähr hat Joanne Rowling den Ruf, eine ausgesprochen gerissene Geschäftsfrau zu sein.

Von der Buchidee zum Bestseller
Veröffentlicht:
Autor:
Dirk R. Meynecke
Verlag:
Ullstein
isbn:
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Gemacht mit

corazon

von Lene Saile