Skipperfibel, Die

Bobby Schenk als Wegweiser der Seefahrt - kompetent, direkt, psychologenfeindlich

Wenn ein Name in Goldlettern ebenso groß geschrieben wird wie der Titel des Buchs, dann muss die Person hinter dem Namen schon eine gewisse Koryphäe sein. Eine Koryphäe unter den Skippern und Seglern, in diesem Fall. Dass Bobby Schenk einen gewissen Bekanntheitsgrad hat, verrät seine Wikipedia-Präsenz: »Bobby Schenk (* 10. März 1941 in München, eigentlich Florian Schenk) ist ein deutscher Fachbuchautor und Weltumsegler. Der gelernte Jurist veröffentlichte zahlreiche Segel-Fachbücher und Reiseberichte [...]«.

Ich habe bisher nur zwei Skipper kennen gelernt, sie waren beide klein, dick und vollbärtig, machten derbe Witze und sangen nach ein paar Dosen Bier die niederländische Nationalhymne. Der eigentliche Grund, warum ich als bekennender Nicht-Segler und Hochseefeind ausgerechnet ein Buch für und über Skipper in der Hand halte, ist simpel: ein Bekannter hat sich von seinem kleinen, dicken, vollbärtigen Skipper getrennt, um zukünftig selbst und eigenverantwortlich Stürmen zu trotzen, Lecks zu bekämpfen und die nötige Ruhe und Sicherheit in bedrohlichen Situationen auszustrahlen - eine gewisse psychologische Ausbildung kann da nicht schaden, möchte man meinen. Was ich mir also von der Skipperfibel im Sinne eines Nachschlagewerks erhoffe, sind grundlegende Tipps zum Skippern (sagt man das?).

Apropos Psychologie. Was Bobby Schenk davon hält, macht er auf sehr plakative Weise deutlich: nichts hät er davon, weshalb das Kapitel »Was der Skipper über Psychologie wissen muss« aus zwei leeren Seiten besteht. Lediglich ein Fußnote merkt an, dass ihn der Seitenhieb doch einige Überzeugungsarbeit beim Verlag gekostet habe. Abgesehen von dieser exzentrischen Narrenfreiheit erklärt Schenk in seinem Buch die Aufgaben des Skippers: wie ein Törn vorbereitet wird, wie es mit der Autorität auf dem Schiff aussieht oder welche Crewkonstellation iedal ist. Anschließend zeichnet er mehrere mögliche Szenerien nach: was, wenn es in der Crew Streit gibt? Wie reagieren bei Alkoholproblemen? Und was tun, wenn die Mannschaft - ganz wie zu alten Seefahrerzeiten - meutert? Innerhalb von knall-blauen Kästen lässt Schenk auch andere versierte Seefahrerkollegen zu Wort kommen.

Dass Bobby Schenks Fachkenntnis eine gewisse Überheblichkeit mit sich bringt ist nachvollziehbar. So klassifiziert er zuletzt noch einmal genüsslich die »Mitsegler-Typen« des Skippers: der Alkoholiker und sein Gefahrenpotential. Der theoriebewanderte Scheinsegler als »gefährlicher Zeitgenosse«. Kinder, die Segeln »ätzend und uncool« finden (und deren quengelnde Unzufriedenheit sich auf die anderen überträgt). Der unwissende, devote Badegast. Die Sonnenanbeterin (»dies ist eigentlich ein harmloser Typ«), die als »Bikinidame« mit Sonnenöl auf Deck herumkleckert. Der »Bullshitter« (!) aka Sprücheklopfer. Es kommen noch u.a.: Ehepaar, Profi, Smutje und der idealen Mitsegler - den es natürlich nicht gibt.

Der erfahrene Skipper hat hier viel zu lachen, der lernende Skipper viel zu lernen und der Nicht-Skipper (wie ich) wird sich hier und da über eine Überheblichkeit (auf eigene Kosten) ärgern. Seine Aufgabe als erfahrener Ratgeber hat das Buch dennoch ganz gut erfüllt.

Skipperfibel, Die
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corazon

von Lene Saile