Nick Knatterton

Manfred Schmidt. Prägend für die Kindheit meines Vaters - und für meine eigene

Ich kenne dieses Buch seit ich denken kann, es steht als knallgelbe zweibändige Ausgabe im Bücherregal meines Vaters, vom vielfachen Lesen zerfleddert. Ich habe damals nach allem gegriffen was nach Comic aussah, und so geriet ich an den deutschen Meisterdetektiv der 50er Jahre, Nick Knatterton.

Kaum, dass ich überhaupt lesen konnte, verfolgte ich seine originellen Abenteuer, wobei ich von der Geschichte als Ganzes und den vielen Anspielungen kaum etwas verstanden habe (Wikipedia: »[Geschichten mit] oft politischen, Seitenhieben auf die Wirtschaftswunderzeit, das Finanzamt und Adenauer & Co.«). Stattdessen habe ich über die Ideen der Einzelbilder gelacht, neugierig den Frauenverschleiß des Helden betrachtet und war über die seltsamen Wendungen verblüfft, die zuverlässig am Ende jeder Seite à zwei Bildstreifen angekündigt wurden - in Form eines gekonnten Cliffhangers.

Ebenso wie mein Vater bin ich mit Nick Knatterton aufgewachsen. Doch wo ich die gesammelten Geschichten bequem auf einmal präsentiert bekam und zur Auflösung jedes Cliffhangers einfach umblätterte, musste mein Vater noch wöchentlich auf die Fortsetzung jeder Einzelseite warten - die (kurzfristige) Aufklärung der Handlung erfolgte in der Illustrierten »Quick« in den Jahren von 1950 bis 1959.

Nick Knatterton, vom Autor Manfred Schmidt eigentlich als Persiflage auf die amerikanischen Comic-Pendants gedacht, wurde zum unerwarteten Erfolg und prägte die Generation meines Vaters. Der Verlag wirbt auf dem Klappentext mit einem Zitat aus der FAZ zum Tode Schmidts 1999: »Es gab keinen wichtigeren deutschen Comic-Zeichner als ihn«. Trotzdem scheint ihn aus meiner Generation kaum jemand zu kennen. Zeit, dass sich das ändert. Bevor ich mich jetzt umständlich mit den vielen Eigenheiten des charakteristischen Zeichenstils auseinandersetze, zeige ich Euch lieber etwas, das für sich spricht: Nick Knatterons erstes Abenteuer, Strip 1 (Fans fällt sofort auf: Nick trägt einen künstlichen Hinterkopf!).

Ich habe die beiden gelben Bände Dutzende Male gelesen. Und ich würde nicht die ganze Zeit über diese alten Bände sprechen, wenn sie nicht im Detail mit dieser neuen Auflage übereinstimmten - angefangen beim Vorwort und den dort verwendeten Fotos, über die Typografie, Seitenaufteilung, Format - alles am gleichen Platz, ein exakte Kopie. Und das ist gut so: es hätte meine subjektive Empfindung vermutlich gestört, wenn sich etwas von meinem Nick-Knatterton-Ideal im Retro-Stil geändert hätte.

Für mich ist das Lesen dieses Bandes ein Ausflug in meine Kindheit. Und heute verfüge ich über das nötige Hintergrundwissen, so dass ich mich nicht nur über die witzigen Einfälle freue, sondern auch über die zahlreichen Anspielungen. Definitiv ein besonderes Glanzlicht meiner Büchersammlung.

Nick Knatterton
Veröffentlicht:

Gemacht mit

corazon

von Lene Saile