Der Liebesfilm

Anette Kaufmann über die Romance. Eine Analyse, Abgrenzung und Anerkennung

"Eigentlich befürchtete ich ja Folgendes: der große, unschuldige Schnappschuss von Hugh Grant und Julia Roberts aus Notting Hill auf dem Umschlag täuscht darüber hinweg, dass Der Liebesfilm vor allem eine Dissertation ist - eine ausführliche und schwer leserliche wissenschaftliche Filmanalyse im Nominalstil.

Tatsächlich sollte dieses Buch, wie die Autorin erzählt, zunächst eine Dissertation werden. Und tatsächlich scheint es von Beginn an ganz nach oben genanntem Schema zu laufen: Kaufmann beschäftigt sich mit dem Popularitätseinbruch des Liebesfilms Mitte des 20. Jahrhunderts, grenzt ihn vom Melodram und der Screw-Ball-Comedy ab und hinterfragt die Einordnung der Romantic Comedy als in erster Linie komödiantisches Genre. Dies geschieht mit Hilfe von Fremdwörtern, die ich erst einmal nachschlagen muss, Zitaten aus Fachbüchern (meist Englisch) und zahlreichen Filmverweisen (ebenfalls Englisch) - die der Leser möglichst kennen sollte, um der Argumentation von Kaufmann folgen zu können (Filmanalysen, u.a. auch von Anette Kaufmann: Reclam: Filmgenres Melodram und Liebeskomödie).

Der einführende Teil liest sich etwas zäh. Er dient aber ganz der »Annäherung an den Liebesfilm als Genre« und liefert damit die Grundlage für die folgenden Kapitel. Nachdem hier auch die klassische Periode der Liebesfilme besprochen wurde, konzentriert sich Anette Kaufmann von nun an hauptsächlich auf das »romantische Universum« der New Romance, die seit den späten 80ern mit Filmen wie When Harry met Sally den Kino- und Fernsehalltag beherrscht und Liebesfilme mit einer Bandbreite »von heiter bis ernsthaft/tragisch; von zeitgenössisch bis historisch, von Kinofilm bis Fernsehserie« umfasst.

Im »Romantischen Baukasten« werden die Zutaten (Erzählformeln, Standardsituationen) des Liebesfilms definiert. Kaufmann bezieht sich hier auf die Theorien anderer Filmwissenschaftler und setzt daraus ihre eigenen schlüssigen Erkenntnisse und Folgerungen zusammen. Der größte Teil des Buchs besteht aus Filmanalysen zur Romantic Comedy, dem Romantic Drama und dem Romantic Costume Film. Diese wiederum stützen sich auf die zuvor erlernten »Spielregeln«.

»Die Rückblende funktioniert [...] als monolithisch präsentierte Begründung für die Disposition des Helden«.

Der Liebesfilm liest sich nicht immer einfach. Doch was mir zunächst ein schwieriger Text mit zahlreichen Querverweisen zu anderen Autoren zu sein schien, entwickelt sich zu einer wissenschaftlichen, aber unkomplizierten Schreibweise, die die persönliche Sichtweise der Autorin widerspiegelt (und gelegentlich einen unkonventionellen Kommentar preisgibt: etwa zu Clarc Gables Knackarsch). So ist es Anette Kaufmann ganz klar ein Bedürfnis, dem Liebesfilm und seinen Spielarten zur verdienten Anerkennung zu verhelfen.

Da gerade die Romantic Comedy und der Romantic Costume Film meine Lieblings-(Sub-)Genres sind, war es mir ein wahres Vergnügen, den Theorien und Analysen der erfahrenen Dramaturgin und Produzentin zu folgen und die Hintergründe des (von wissenschaftlicher Seite unterschätzten) Liebesfilms kennen zu lernen.

Der Liebesfilm
Veröffentlicht:
Autor:
Anette Kaufmann
Verlag:
UVK
Kommentar:
Der Liebesfilm als eigenständiges Genre gebührend analysiert

Gemacht mit

corazon

von Lene Saile